Bolivien Pampas: Auf Flusssafari durch den Dschungel

Undurchdringliches Grün, Flussdelfine, Hitze im Schatten – irgendwie passte das nicht in mein Bolivien-Bild. Ich wollte nachts frieren, Lamas streicheln und Berge gucken. Daran hatte ich mich hier in Südamerika schon so gewöhnt. In meinem Gepäck befanden sich Wollmütze, Daunenjacke und Wanderhose. War ich für einen Ausflug ins Tiefland überhaupt vorbereitet? Kurze Recherche: Impfungen, Mückenschutz, Leinenhose … sí. Die Kappe könnte ich auch vor Ort erwerben. Und das Beste: Ich war richtig neugierig auf diese andere Bolivien!


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Hinab ins Tiefland

Früh morgens fliegen Martina aus Irland und ich von La Paz nach Rurrenabaque. 4000 Höhenmeter und 30⁰ Celsius liegen zwischen den beiden Orten. Aber die Gegensätze lassen sich nicht nur in Zahlen ausdrücken. Die Landschaft, die Luft, die Leute. Bolivianer ohne bunte Tücher, dafür in Shorts und T-Shirt. Holzhütten statt Häuser aus Lehmziegeln. Taxis heißen hier Moped. Ich fühle mich wie in einem anderen Land. So stelle ich mir ein bisschen die Karibik vor, nur mit Meer.

 

Mal schauen, ob das auch auf das Essen zutrifft. Etwas unsicher bestellen wir Frühstück auf weißen Plastikstühlen am Straßenrand. Und bekommen neben frischen Früchten und Ei dunkles deutsches Vollkornbrot. Bolivien ist auch hier gut für eine Überraschung. Die Temperaturen steuern derweil ihrem Höchstwert entgegen. Ich erwerbe noch schnell eine passende Kopfbedeckung und flüchte in den Schatten. Den Rest des Tages baumle ich in der poolnahen Hängematte unserer Backpacker-Unterkunft und schwitze. Die Höhe macht mir zu schaffen.

 

 

Faultiere, Schildkröten und … Kaimane

Am nächsten Morgen werden wir mit dem Geländewagen abgeholt. In der Hoffnung, ein paar exotische Tiere zu sehen, haben wir eine Tour in die Pampas gebucht. Wir sollen nicht enttäuscht werden! Mit Essen für drei Tage auf dem Dach geht es über staubige Pisten in Richtung Santa Rosa. Zwei kurze Stopps für Faultier und Vogelstrauß, dann steigen wir um auf ein Holzboot. Gemütlich tuckern wir den Río Yacuma entlang. Ich entdecke Schildkröten, Wasservögel, Äffchen in den Bäumen. Und beobachte gerade verzückt eine Familie Wasserschweine, die sich am Ufer im Dreck suhlt …

 

 

… als mir plötzlich Martina auf dem Schoß sitzt. Ein Kaiman, da hinten! Ich schaue mich um. Einer? Zwei, drei, vier! Es wimmelt geradezu von Kaimanen. Am liebsten gleiten sie unter unserem Boot hindurch. Na ja, besser unter als in unserem Boot, beruhige ich mich. Es hätte so idyllisch sein können. Wenig später legen wir an. Auf einer kleinen Insel mitten im Fluss stehen einfache Holzbungalows auf niedrigen Stelzen. Ob Kaimane auch Treppenstufen überwinden könnten? Ich nehme mir vor, die Tür stets besonders sorgfältig zu schließen.

 

 

Tropenkonzert

Ismael ist unser Guide für die nächsten drei Tage. Er will uns und vier weiteren Europäern Flora und Fauna der Pampas näherbringen. Ich könnte mir keinen besseren vorstellen. Er liebt und lebt diese Landschaft, freut sich selbst am allermeisten über Tiere und Pflanzen. Krächzende Papageien, brüllende Affen und zirpende Insekten. Ismael hört sie nicht nur, er sieht sie auch. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang versorgt er uns mit Insider-Wissen, führt uns an die schönsten Plätze und umsorgt uns, als wären wir seine Kinder.

 

Seine Frau steht ihm in nichts nach. Vergeblich bitte ich um Wasser und Bürste, um meinen völlig vermatschten linken Schuh zu putzen. Ismaels Frau schnappt ihn sich und kurze Zeit später trocknet er porentief rein in der Sonne. Warum ich ihr nicht auch den rechten gegeben hätte, so könne man doch nicht rumlaufen, schimpft sie später und lehnt mein Trinkgeld beharrlich ab. Am Abend erzählt uns Ismael von seiner Kindheit im Dschungel, wie er den Río Yacuma erforschte und Piranhas mit der Hand fängt. Als Gute-Nacht-Geschichte hören wir ‘Der hungrige Kaiman und die kräftige Anakonda‘. Ich kontrolliere noch einmal die Bungalow-Tür. Zu!

 

 

Anakonda – Piranha – Flussdelfin

Nach unerwartet erholsamem Schlaf, fühle ich mich am nächsten Morgen bereit für Abenteuer. Tagesordnungspunkt 1: Die Anakonda. Anakondas – waren das nicht meterlange Würgeschlangen, dick wie kanadischer Holzfällerbizeps? Also, falls wir zufällig einem Exemplar begegneten, würde ich es vielleicht aus sicherer Entfernung betrachten. Aber danach suchen? Ausgerüstet mit Gummistiefeln stehen wir auf einer endlosen überschwemmten Wiese. Ismael dirigiert uns in unterschiedliche Himmelsrichtungen. Weit sollen wir ausschwärmen, das erhöhe die Erfolgsaussichten. Vorsichtig wate ich los. Bloß nicht fallen. Und was würde ich eigentlich machen, wenn …? Nach neunzig Minuten haben wir einen Baby-Kaiman entdeckt, keine Anakonda. Ich bin erleichtert.

 

 

Sicherlich entspannter würde es beim Piranha-Angeln zugehen. Wir gleiten ein Stück den Fluss abwärts und legen am Ufer an. Ich freue mich. Bis ich in Schnappweite einen Kaiman entdecke. Wir sollen uns entspannen, die Tiere spüren Angst, rät uns Ismael. Gut, ich stelle mich mir im Schlauchboot auf dem heimischen Baggersee vor und werfe den Angelhaken aus. Rindfleisch schmeckt den Fischen wohl besonders gut. Zweimal bin ich erfolgreich. Das Abendessen ist gesichert.

 

 

Unser Highlight am letzten Tag: Schwimmen mit Delfinen. Wenige Male hatten wir schon die scheuen Tiere sehen können. Besser gesagt ihre silbergrauen bis rosafarbenen Rücken. Ein kurzes Auftauchen, dann waren sie wieder verschwunden. Jetzt dürfen wir selbst im braunen Río Yacuma baden. Ich spreche noch einmal die Kaimankolonie an. Flussdelfine und Kaimane schwimmen nie in derselben Bucht, erklärt man mir. Ich vertraue Ismael ein weiteres Mal, verlasse das sichere Boot und genieße die Erfrischung. Kein Reptil, kein Delfin. Macht nix.

 

Schön hier …

Später schaukle ich wieder in einer Hängematte. Hin und her, hin und her … im T-Shirt, auf der kleinen Insel im Río Yacuma. Ich schaue durch das Blätterdach über mir, fühle leichten Wind auf meiner Haut, ein Papagei kräht, der frische Saft schmeckt exotisch. Es ist schön, dieses andere Bolivien.

 

 

Am nächsten Morgen regnet es. Wir fliegen zurück nach La Paz. 4000 Höhenmeter in 40 Minuten. Zurück in das eine Bolivien.

 

Infos

  • Die Pampas sind eine weite, flache Flusslandschaft. Sie erstrecken sich im Tiefland Boliviens, zwischen dem Regenwald des Amazonasbeckens im Norden und dem trockenen Gran Chaco im Süden.
  • In der Regenzeit sind die Wiesen großflächig überschwemmt. In der Trockenzeit dienen sie der Viehhaltung.
  • Die Pampas sind am besten auf einer geführten Tour zu erkunden. Viele Guides sind in dieser Region aufgewachsen und echte Experten (zum Beispiel www.mashaquipe.com).
  • Schütze dich vor Sonne und Mücken. Trage lange, luftige Kleidung und schlafe unter einem Moskitonetz.

 


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Wer da schreibt? 

Hola, ich bin Maike. Bolivien ist für mich Sehnsucht und Faszination zugleich: Die einzigartigen Landschaften, lebendigen Traditionen und herzlichen Begegnungen berühren mich immer wieder. Erlebe auch du dieses einmalige Land Südamerikas!

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